
Es ist für alle Eltern ein großer Schritt, das eigene Kind nach der Elternzeit tagsüber in fremde Hände zu geben. Plötzlich liegt die Entscheidung darüber, was gegessen, was gespielt und wie der Tagesablauf gestaltet wird, nicht mehr in der eigenen verantwortung. Aktiv mitgestalten können Eltern, wenn sie im Elternbeirat sind. Wie dieser organisiert ist und wie du dich dort aktiv einbringen kannst, haben wir im folgenden Beitrag für dich zusammengefasst.
Was ist der Elternbeirat?
Der Elternbeirat ist ein Zusammenschluss von Eltern, die die Interessen aller Kita-Eltern gegenüber der Kitaleitung oder dem Träger vertreten. Gruppenintern werden die jeweiligen Vertreter gewählt, die zukünftig die Ansprechpartner für die Familien sind. Vertreter des Elternbeirates haben Mitwirkungsmöglichkeiten an der Gestaltung des Kita-Alltags. Wie diese konkret aussehen, regelt jedes Bundesland anders. So gibt es von Bundesland zu Bundesland auch unterschiedliche Bezeichnungen für den Elternbeirat wie „Elternrat“, „Elternausschuss“ oder „Kindergartenbeirat“. Unterschiede bestehen zwischen den Bundesländern auch darin, welche Rechte der Elternrat hat und wie umfangreich die Mitbestimmungsmöglichkeiten sind.
Wie wird der Elternbeirat gewählt?
Die konkreten Regularien für die Wahl legt jedes Bundesland individuell fest. In der Regel erfolgt die Wahl zum Beginn jedes Kitajahres während eines Elternabends. Die Elternvertreter stellen sich zur Wahl – pro Gruppe werden 1 bis 2 Vertreter für den Elternbeirat festgelegt. Die Eltern wählen entweder öffentlich oder im Rahmen einer geheimen Abstimmung. Hat sich der Elternrat konstituiert, dann wird ein Elternbeiratssprecher und ein Stellvertreter gewählt, der wiederum das Sprachrohr des Elternrates und Ansprechpartner für die Kitaleitung ist.
Die Aufgaben des Elternbeirates im Einzelnen
Grundsätzlich sind alle Vertreter des Elternbeirates ein Ansprechpartner für die Eltern, die Erzieher und die Kitaleitung. Sie nehmen Wünsche, Anregungen, Probleme und Kritik entgegen. Regelmäßig trifft sich der Elternrat, um die offenen Punkte zusammenzutragen, zu besprechen und Lösungen zu finden. Je nach Bundesland hat der Elternbeirat folgende Mitspracherechte:
• Öffnungszeiten der Kita
• Die bauliche Ausgestaltung des Kita-Gebäudes
• Organisatorische und finanzielle Fragen
• Die Gestaltung der Essenspläne
• Festlegung von Kriterien für die Aufnahme neuer Kinder
• Fragen der pädagogischen Ausrichtung
• Planung von Kitafesten und Ausflügen
• Schaffen zusätzlicher pädagogischer Angebote
Auch wenn der Elternbeirat in all diesen Fragen kein alleiniges Entscheidungsrecht hat, so kann er allein durch die Anregungen und Beratungen einen großen Einfluss ausüben. Häufig besteht eine große Distanz zwischen den Eltern, den Erziehern und der Leitung. Der Elternbeirat hat die Aufgabe, eine Brücke herzustellen, damit alle Instanzen miteinander im Gespräch bleiben.
Das Ziel des Elternbeirates: Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit
Damit der Elternbeirat auch in der Praxis funktioniert, muss eine partnerschaftliche Zusammenarbeit angestrebt werden. Das stellt sich in Krisensituationen oft als Herausforderung dar.
Herausforderung Kita-Alltag: Ein Beispiel
Im Winter zur Erkältungszeit herrscht in vielen Kitas ein akuter Erziehermangel. Viele Betreuungskräfte melden sich krank oder müssen den Resturlaub abbauen und die verbleibenden Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, die überfüllten Gruppen allein zu betreuen. Oft muss die Kita-Leitung Maßnahmen ergreifen und beispielsweise die Schließzeiten kürzen, um das Betreuungs-Angebot aufrecht zu erhalten. Die Eltern wenden sich in dieser Zeit frustriert an den Elternbeirat, weil die gekürzten Betreuungszeiten nicht mit ihren Arbeitszeiten vereinbar sind. Der Elternbeirat versammelt sich in diesem Fall kurzfristig, um nach Lösungen zu suchen. Dies kann beispielsweise die bedarfsgerechte Betreuung einzelner Kinder im Rahmen einer kostenpflichtigen Zusatzbetreuung sein.
Warum du dich im Elternbeirat engagieren solltest
Natürlich ist ein ehrenamtliches Engagement immer ein Zeitfaktor. Allerdings gibt es sehr gute Gründe für dich, im Elternbeirat aktiv zu werden. Wir haben ein paar Argumente zusammengetragen, die für ein Engagement sprechen:
1. Aktive Einflussnahme
Als Elternbeiratsmitglied nutzt du eine besondere Möglichkeit, das Betreuungsangebot der Kita nach deinen Wünschen zu gestalten. Wenn dir beispielsweise eine zuckerarme Ernährung für dein Kind wichtig ist, kannst du dieses Thema einbringen und dich dafür einsetzen, dass die Mahlzeiten deines Kindes in der Kita gesünder werden.
2. Die Qualität der Betreuung steigern
In jedem Unternehmen stellt sich mit der Zeit eine Art Betriebsblindheit ein. Das ist auch in der Kita nicht anders. Als Mitglied im Elternbeirat kannst du beispielsweise auf Sicherheitsmängel hinweisen, die sich im Kita-Alltag eingeschlichen haben.
3. Eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen
Die meisten Eltern sind dankbar dafür, einen Ansprechpartner für kleine Sorgen und Nöte zu haben, ohne gleich einen Termin bei der Kita-Leistung vereinbaren zu müssen. Du übernimmst eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, die nicht nur deinem, sondern allen Kindern zugutekommt.
4. Du bist dicht dran
Auch für dich ganz persönlich hat das Engagement im Elternbeirat Vorteile. Du wirst meist als Erstes über anstehende Termine informiert und bekommst das gute Gefühl, immer ein Teil dieser Planung zu sein.
Das solltest du bedenken, bevor du dich zur Wahl stellst
Bevor du aktiv im Elternbeirat tätig werden kannst, musst du dich zur Wahl stellen. Je nach Kita musst du dazu sogar einen kleinen „Wahlkampf“ vorbereiten und ein Portfolio anlegen, in dem du die anderen Eltern der Gruppe über deine Motivation und deine Ziele informierst. In der Regel werden pro Gruppe nur zwei Vertreter gewählt. Stellen sich mehr zur Wahl, musst du gute Argumente liefern, warum gerade du die Interessen deiner Gruppe gut vertreten wirst.
Bitte überlege dir vorher, ob du die Zeit für regelmäßige Sitzungen und Treffen des Elternbeirates aufbringen kannst. In der Regel finden die Zusammenkünfte in den Abendstunden statt. Hast du für diese Zeit einen Babysitter? Die Termine werden rechtzeitig im Voraus bekanntgegeben. Falls du keine Kinderbetreuung hast, kannst du über Yoopies nach Bedarf jederzeit eine Betreuung finden.
Der Landeselternrat als übergreifende Institution
Jede Kita wählt einen eigenen, internen Elternrat, der die speziellen Interessen der Einrichtung vertritt. Darüber hinaus gibt es in den meisten Bundesländern noch einen Landeselternbeirat, der ein Sprachrohr für alle Kitas und Eltern des Bundeslandes ist. Die ehrenamtlichen Mitglieder setzen sich dafür ein, die Situation der Kita-Kinder im Allgemeinen zu verbessern.
Zu den Themen, die im Landeselternbeirat besprochen werden, gehören beispielsweise die Beitragsfreiheit, eine gelungene Inklusion, die Qualität der Betreuung oder die Ernährung. Die gesetzliche Grundlage für die Arbeit des Landeselternbeirates sind die geltenden Gesetze des jeweiligen Bundeslandes.