
Junge Eltern, deren Elternzeit für ihr Kind sich dem Ende neigt, stehen vor einer wichtigen Entscheidung. Wer soll mein Kind betreuen? Ist es bei einer Tagesmutter besser aufgehoben oder in einer Kita? Vorweggenommen gibt es kein Schwarz oder Weiß. Beide Betreuungsformen haben ihre Vor- und Nachteile, die wir euch im folgenden Beitrag gegenüberstellen wollen.
Anzahl der betreuten Kinder
Der wohl größte Unterschied zwischen einer Tagesmutter und einer Kita ist die Anzahl der zu betreuenden Kinder. Während in einer Kita oft 100 und mehr Kinder zusammen sind, sind es bei einer Tagesmutter nur 5 oder 6. Daraus ergeben sich Vor- und Nachteile. Wir haben die für Eltern wichtigsten Themen wie die Eingewöhnung, den Elternkontakt und die Planungssicherheit herausgearbeitet.
Eingewöhnung
Du hast dein Kind in den vergangenen Monaten fast in jeder Sekunde bei dir gehabt – und nun soll es den Tag woanders verbringen und von „fremden“ Menschen betreut werden. Das ist ein großer Einschnitt sowohl für die Eltern als auch für das Kind. Für einen sanften Übergang ist die Eingewöhnung sehr wichtig. Da bei einer Tagesmutter meist nur ein Kind eingewöhnt wird, kann dieser Übergang wesentlich individueller gestaltet werden. Du kannst mit der Tagesmutter abstimmen, ob du lieber vormittags oder nachmittags kommen willst und wie du dir die Eingewöhnung vorstellst. In einer Kita werden Kinder meist gruppenweise eingewöhnt und es gibt feste Pläne, nach denen sich die Familien richten müssen. Der Handlungs-Spielraum ist dabei nicht so groß wie bei der Tagesmutter.
Wann muss ich anfangen zu suchen?
Oft stellt sich für Eltern gar nicht die Frage „Tagesmutter oder Kita“, sondern: „Wo bekomme ich überhaupt noch einen Platz?“ In der Kita werden in der Regel immer nach den Sommerferien neue Plätze frei, wenn die größten Kinder in die Schule wechseln. Bei einer Tagesmutter sind die Zeiten selten starr. Plätze werden frei, wenn Kinder in die Kita wechseln, aber auch wenn Eltern umziehen oder mit einem weiteren Kind wieder in Elternzeit gehen und auch die älteren Kinder zuhause behalten. Daher ist die Chance über das Jahr meist größer, bei einer Tagesmutter unterzukommen.
In einer Kita sind oft 15 bis 20 Kinder in einer Gruppe. Klar, dass nicht zu jeder Zeit auf jedes Bedürfnis Rücksicht genommen werden kann. Bei einer Tagesmutter ist das anders. Dein Kind braucht gegen 10 Uhr noch einmal ein Vormittagsschläfchen? Dann kann die Tagesmutter das ganz sicher einrichten. In der Kita können zwar individuelle Wünsche ebenfalls berücksichtigt werden, aber längst nicht in dem Umfang wie es bei einer Tagesmutter möglich ist.
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Wer sind die Erzieherinnen/ Erzieher?
In einer Kita wird dein Kind oft von mehreren Erziehern betreut. Meistens gibst du es am Morgen bei der einen Erzieherin ab und holst es am Nachmittag von einer anderen Betreuerin wieder ab. Daher kannst du nur begrenzt Fragen zum Tagesablauf und zu den Besonderheiten des Tages stellen. Eine Tagesmutter betreut und erlebt dein Kind den gesamten Tag über – die Elternarbeit ist dort wesentlich individueller. Es entsteht oft sogar ein sehr persönliches und vertrautes Verhältnis mit der Tagesmutter.
Die Betreuung wird in einer Kita von ausgebildeten Erziehern vorgenommen. Zwar unterstützen auch Praktikanten und Hilfskräfte die Arbeit, aber die Gruppenleitung obliegt immer staatlich anerkannten Erziehern und Erzieherinnen. Diese haben eine mindestens 3-jährige Aus- bzw. Weiterbildung absolviert oder sogar ein Studium. Bei einer Tagesmutter gibt es noch keine bundesweit gültige Regelung in Bezug auf die Qualität der Ausbildung. Die Richtlinien und Voraussetzungen schwanken zwischen den einzelnen Bundesländern. Oftmals müssen die angehenden Tagesmütter lediglich einen qualifizierenden Lehrgang besuchen.
Öffnungszeiten einer Kita/Tagesmutter
Viele Kitas haben zwischen 10 und 12 Stunden am Tag geöffnet. Auch wenn die maximale Betreuungszeit für ein Kind bei ausreichenden 10 Stunden am Tag liegt, können Eltern wesentlich flexibler ihren Arbeitstag gestalten. Eine Tagesmutter bietet oft nur 8 Stunden Betreuungszeit an. Dies können Eltern in der Regel kaum mit einem Vollzeit-Arbeitsplatz vereinbaren. Allerdings ist es meistens leichter, mit einer Tagesmutter Ausnahmen zu vereinbaren. Du kannst heute erst 30 Minuten später kommen? Dann ist dies meistens Verhandlungssache.
Mein Kind ist krank
Jeder kann mal krank werden – sowohl die Tagesmutter als auch die Erzieherin in der Kita. Allerdings ist der Personalstand in einer Kita wesentlich höher, wodurch im Krankheitsfall dann einfach ein Springer eingesetzt werden kann. Allerdings haben auch Tagesmütter die Möglichkeit, sich vertreten zu lassen. Ob eine Tagesmutter an einem solchen Vertretungsmodell teilnimmt, musst du individuell erfragen.
Vielfältigkeit
In der Kita ist die Vielfalt an Kindern wesentlich größer. Dein Kind ist bestenfalls im Kontakt mit Kindern aus anderen religiösen und sozialen Schichten und in einer integrativen Einrichtung sogar mit Kindern, die eine Behinderung haben. Außerdem spielen ältere und jüngere Kinder gemeinsam, so dass dein Kind viel von anderen Kindern lernen kann. Dieser Effekt ist bei einer Tagesmutter natürlich auch da, aber nicht in dem Maße wie in einer Kita. Daher wird der Besuch der Tagesmutter abhängig vom Entwicklungsstand des Kindes auch nur bis zu einem Lebensalter von 3 bis maximal 4 Jahren empfohlen.
Kosten einer Tagesmutter/ Kita
Es gibt weder für die Tagesmutter noch für die Kita eine einheitliche Regelung, welche Betreuungskosten auf die Eltern zukommen. In Berlin beispielsweise sind die Kosten für die Tagesmutter und die Kita identisch. In Hamburg sind 30 Wochenstunden Kinderbetreuung sowohl in der Kita als auch bei der Tagesmutter kostenlos. In Köln orientieren sich die Kosten für eine Tagesmutter beispielsweise am Einkommen der Eltern. Wer nur ein geringes Haushaltseinkommen hat, braucht keinen Elternbeitrag zu leisten. Dasselbe gilt auch für die Kita-Kosten.
Welche Betreuungsform die richtige für Kind und Eltern ist, entscheidet jede Familie für sich selbst. Viele Eltern bevorzugen die Tagespflege für sehr kleine Kinder mit 1 Jahr oder weniger, weil die Betreuung individueller erfolgen kann. Für größere Kinder ab 3 Jahren ist oftmals die Kita die richtige Wahl, weil sie dort abwechslungsreichere soziale Kontakte haben. Letztendlich fällt die Entscheidung auch aus praktischen Aspekten heraus: Welche Betreuungsform ist besser mit meinen Arbeitszeiten vereinbar und wo habe ich mehr Planungssicherheit?